Rotenburg ist Seniorenparadies - eine durch Sorgearbeit gestützte Wohlfühlzone

Stefan Klingbeil

Jetzt ist raus, was viele bereits vermutet haben: Unsere Kreisstadt ist seniorenfreundlich. Rotenburg rangiert in einer bundesweiten Rangliste von seniorenfreundlichen Mittelzentren auf Platz 6 von 585 Mittelzentren. Wir gratulieren, doch die Freude sollte gleichsam eine Mahnung sein, eine Mahnung, welchen Wert wir welcher gesellschaftlichen Arbeit zuschreiben.

Das Magazin KOMMUNAL hat gemeinsam mit Contor einem Unternehmen für Standortanalyse, eine Studie zu den Lebensbedingungen von Senioren durchgeführt.

Schaut man sich die Indikatoren an, dann ergibt sich das gute Abschneiden aus den überdurchschnittlich herausragenden Zahlen des Gesundheitswesens. Ob die Pflege im Heim oder im Krankenhaus, Sorgearbeit macht Rotenburg zu einem Ort, an dem sich Senioren wohl fühlen könnten.

Die Schattenseite ist die, dass gerade die, die Menschen im Leben unterstützen, im Alter selbst Unterstützung benötigen: und zwar finanzieller Art. Die vom Bundesgesundheitsminister großspurig angekündigte Entlohnung zog sich über Monate hinweg und verpuffte im gut gemeinten Klatschen der Bürger:innen. Arbeitnehmer:innen in der Altenpflege wurden einmalig mit bis zu 1500€ prämiert. [[1]- Korrektur am 10.10.2020]

Monate später ist auch vom Klatschen der Bürger:innen für Krankenpfleger:innen nur noch die Erinnerung geblieben. Anfang September kam die Ankündigung, auch Krankenpfleger:innen würde entlohnt werden. Nein -  wie selbstverständlich - nicht alle. Nur solche, die auf wirklich wichtigen Stationen arbeiten und entsprechende Aufwand durch Corona hatten. Therapeut:innen werden bis heute mit keiner Silbe erwähnt.

Lichtblicke durch die Reihen der organisierten Mitarbeiter:innen gibt es dennoch. Denn mittlerweile schlagen Mitarbeiter:Innen im Diakonieklinik Alarm und drohen dem Klinikum mit entsprechenden Sanktionen, würden sich die Arbeitsbedingungen nicht ändern. Endlich! Das ist längst überfälliger Arbeitskampf. Danke!

Eine nennenswerten Lohnerhöhungen, die den Beruf attraktiver machen würde, blieb bis heute aus. Hier vor Ort werden wir dieses Problem nicht lösen können. Dennoch sei gesagt, DIE LINKE fordert eine umgehende Erhöhung der Löhne um 500€. Nein, nicht als Einmalzahlung, sondern dauerhaft, jeden Monat. Sorgearbeit dient dem Gemeinwohl und sollte unserer Position nach entsprechend entlohnt gut werden. Sowohl für die, die bedürftig sind, als auch für Angestellte.

Ach, und wäre es nicht toll, wenn Rotenburg auch ein "Jugendparadies" wäre?

 

[1] Die Korrektur bezieht auf die Aussage, dass das Bundesland Niedersachsen keine Aufstockung von 500€ tätigt. Dies ist falsch. Siehe: https://soziales.niedersachsen.de/startseite/soziales_gesundheit/pflegebonus/niedersachsen-beschliesst-aufstockung-der-corona-pramie-fur-die-beschaftigten-in-der-altenpflege-190774.html Stand 04.08.2020.

Die ursprünglich Quelle war das Bundesminsterium für Gesundheit. Stand 03. September. https://www.bundesgesundheitsministerium.de/pflegebonus.html?fbclid=IwAR3vV548Gf2MckptWsNop6-ui1k2FdxOZadsJ7bDQ7eh4CubJ3qJSHl_biE

Eine parallele Anfrage an eine Altenpfegerin gab Aufschluss. Vielen Dank.