Antrag im Kreistag: Koordinierung eines Beratungsnetzwerkes zur Hilfe bei weiblichen Genitalverstümmelung

Stefan Klingbeil

Weibliche Genitalverstümmelung – Koordinierung eines kreisweiten Beratungsnetzwerkes zur Versorgung betroffener Frauen

Der Landkreis gründet eine Facharbeitsgruppe zum Thema Weibliche Genitalverstümmelung
(Female Genital Mutilation, kurz: FGM) mit dem Ziel Fachärzte, Hebammen, Beratungsstellungen und weitere Institutionen des Landkreises in einem Netzwerk zu bündeln, um die Versorgung von betroffenen Frauen zu fördern.

Der Landkreis macht es sich in Absprache mit der Facharbeitsgruppe zur Aufgabe das Thema in die Öffentlichkeit zu tragen und finanzielle Mittel beispielsweise für (mehrsprachige) Informationszwecke und ggf. Fachtagungen in Zukunft bereit zu stellen.

Kreistagsabgeordneten werden die Termine der Arbeitsgruppe bekannt gegeben. Ihnen steht es offen, als Gast an den Terminen beizuwohnen. Die Ergebnisse aus den Arbeitsgruppentreffen werden dem Ausschuss für Soziales, Arbeit und Gesundheit schriftlich vorgelegt und berichtet.

 

Begründung:

Etwa 200 Millionen Frauen und Mädchen leben weltweit mit den Folgen weiblicher Genitalverstümmelung. Etwa 100.000 Frauen und Mädchen sind in Deutschland betroffen. Weibliche Genitalverstümmelung ist eine Menschenrechtsverletzung mit körperlichen und psychischen Folgen und in Deutschland zurecht verboten [1]. Die Europäische Union einigte sich Anfang Februar darauf, dass Weibliche Genitalverstümmelung europaweit unter Strafe gestellt werden soll.

Im Landkreis Rotenburg (Wümme) gibt es keine konkreten, ausgewiesenen Anlaufstellen für betroffene Frauen und Mädchen.

In Flüchtlingsunterkünften, in denen Frauen noch erreichbar wären, bevor Sie andere Räume und Orte beziehen, gibt es keine Erstinformationen zum Thema. Den Beratungsstellen für Familien oder Alleinerziehende und Treffpunkte für Frauen mit Fluchterfahrung fehlen in der Regel die nötige Fachkenntnis in dieser besonderen Thematik. Das Gespräch über das mit Scham behaftete Thema wird in der Regel nicht in Gruppenangeboten gesucht.

Um Frauen mit dieser Hemmschwelle zu unterstützen, bedarf es daher langfristiger, niedrigschwelliger Informationen zu Gesprächs- und Aufklärungsangeboten sowie fachärztlicher Beratungsangebote, auf die verwiesen und zurückgegriffen werden kann.

Im Oktober 2019 fand eine, von der Koordinierungsstelle Migration und Teilhabe des Landeskreises, geplante Fachtagung zum Thema FGM in Zeven statt. Leider ist die gesamte Thematik in Folge der Corona-Pandemie eingebrochen und bislang nicht wiederbelebt worden.

Um aus dieser Erfahrungen und denen anderer Landkreise zu lernen, schlagen wir daher vor, eine zentrale Koordinierung einer Facharbeitsgruppe (z.B. durch das Gesundheitsamt) ins Leben zu rufen, da das Thema sonst eine Randnotiz bleiben wird und in Vergessenheit gerät.

Weitere Informationen zum Thema: